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Bismillahi Al-Rahman Al-Raheem

Antwort auf eine Frage
Die Krise zwischen der pakistanischen Regierung und Nawaz Sharif

Frage:

Letzte Woche verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der pakistanischen Regierung und Nawaz Sharif. Am 15. 3. 2009 setzte ihn die Regierung unter Hausarrest, dem er sich widersetzte. Daraufhin rief die amerikanische Außenministerin Nawaz Sharif und Zardari an, und die Krise wurde beigelegt. Am 16. 3. 2009 beschloss die Regierung dann die Richter wieder einzusetzen, worauf Nawaz Sharif sich beruhigte. Warum hat sich der Zwist zuerst verstärkt und ist eskaliert, um sich danach durch einen amerikanischen Anruf wieder zu beruhigen? Warum haben während dieser Krise die USA, die pakistanische Regierung und die Medien die Aufmerksamkeit allein auf Nawaz Sharif gerichtet und nicht auf die restlichen Oppositionsführer?

Antwort:

1. Bekanntlich hatte Musharraf es Bhutto erlaubt, aus ihrem Londoner Exil nach Pakistan zurückzukehren, nachdem es zwischen den USA und Großbritannien und in der Folge auch zwischen Bhutto und Musharraf zu einem Deal gekommen war. Allerdings machte sich Bhutto Musharrafs Verbrechen und den Hass der Menschen auf ihn zunutze; sie versuchte aus der Situation Kapital zu schlagen und sich nicht an die Abmachung zu halten. Danach wurde sie ermordet.

2. Die Führungskader der pakistanischen Volkspartei, die während Bhuttos englischem Exil in den Schlepptau Englands gerieten, befanden sich nun in großer Aufregung, insbesondere nachdem die erste Riege der Partei, Zardari und Gilani, den amerikanischen Plänen folgten. Fügen wir dem noch Armeechef Kiyani hinzu, den die USA bereits zuvor ins Spiel brachten, so kann gesagt werden, dass die USA in Pakistan die Zügel der Macht in Händen halten.

3. So blieb England nur die Opposition übrig und das Ausnützen der amerikanischen Provokationen gegen das pakistanische Volk, wie die kontinuierliche Bombardierung pakistanischen Bodens durch amerikanische Flugzeuge und das Töten von Frauen und Kindern. Auch wurden die schweren Folgen der Wirtschaftskrise ausgenützt. Großbritannien machte sich also diese Ereignisse zunutze, mobilisierte die Oppositionsführer und heizte die Stimmung an. Anfänglich sahen die USA in diesen Ereignissen kein Problem, vielmehr unterstützten ihre Leute die Opposition dabei, weil sie der Meinung waren, dass die Ablenkung der Menschen mit innenpolitischen Angelegenheiten ihnen die Fortsetzung ihrer Verbrechen in den Stammesgebieten ohne großes Aufsehen ermöglichen würde.

Jedoch spitzten sich die Dinge in letzter Zeit zu. Fast wäre es den britisch-loyalen Leuten gelungen, im Namen der „Opposition“ das Feld vollständig zu kontrollieren, um in der Folge die Regierung zu stürzen oder zumindest ihre „Ruhe zu stören“.

4. Die USA erkannten nun, dass Großbritannien die Opposition nahezu erfolgreich mobilisieren konnte, um mit ihr an die Macht zu gelangen oder zumindest seine Bedingungen der Regierung diktieren zu können. Und so erging der amerikanische Entschluss, die Opposition ebenso in die Hand zu nehmen wie die Regierung. Deswegen wurde Nawaz Sharif mit aller Kraft gegen die Machthaber in Bewegung gesetzt, damit er unter den Oppositionskräften hervorsticht. Auf diese Weise wäre die Opposition ebenso in der Hand Amerikas wie die Regierung selbst, und die USA hätten dem Einfluss jeder Opposition britischer Machenschaft den Weg abgeschnitten.

Die USA kontrollieren bekanntlich das Präsidentenamt, das Amt des Premierministers und das des Generalstabchefs. Nun wollen sie auch die Opposition kontrollieren. Deshalb ließen sie ihren Agenten Nawaz Sharif die Führung der pakistanischen Opposition übernehmen. Sie hatten ihn 1999 aus dem Premierministeramt eliminiert und ließen ihn 2007 aus seinem Exil nach Pakistan zurückkehren. Mit der Übernahme der Oppositionsführung durch Nawaz Sharif sollte die gesamte politische Szene in Pakistan unter amerikanische Kontrolle geraten. Gemäß ihrem Plan würde sie dies in die Lage versetzen, jede aufrichtige und ehrliche Veränderung zu unterbinden, da sie nun sowohl die Regierung als auch die Opposition kontrollieren. Gleichzeitig verhindern sie die Bestrebungen Großbritanniens, erneut eine einflussreiche Rolle in Pakistan zu spielen, insbesondere nachdem es den USA nicht gelungen ist, den dortigen britischen Einfluss vollständig zu eliminieren. Für die USA wird es auch nicht leicht sein, ihn vollkommen zu beseitigen, da britische Agenten nach wie vor in einigen Gefilden des Regimes und ebenso der pakistanischen Volkspartei präsent sind.

5. So erfolgte die Hervorhebung Nawaz Sharifs als Führer der Opposition. Dies geschah auf folgende Weise:
a) Das pakistanische Höchstgericht gab am 26. 2. 2009 eine Entscheidung heraus, die Nawaz Sharif und ebenso seinem Bruder Shahbaz die Bekleidung irgendeines, sich aus Wahlen ergebenden Regierungsamtes verbot. In der Folge kam es zu Massenprotesten gegen den Gerichtsentscheid, die von der Partei Nawaz Sharifs organisiert wurden. Einen Tag davor, d. h. am 25. 2. 2009, kam es zu Massenkundgebungen und Märschen in zahlreichen pakistanischen Städten, die sich gegen die schlechte Wirtschaftslage im Lande richteten. Daneben fanden Proteste gegen die amerikanischen Angriffe auf pakistanischen Boden statt. Die Bundesregierung hatte auch Shahbaz Sharif seines Amts als Ministerpräsident des Punjabs enthoben und die Tätigkeit des Lokalparlaments eingefroren. Die Provinz wurde direkt der Kontrolle der Bundesregierung unterstellt.

b) Aus der Aktivität Nawaz Sharifs lässt sich erkennen, dass die USA die Opposition gegen ihre regierenden Agenten im Land absorbieren möchten. Die Führung der Opposition wollen sie selbst in Händen halten und die Menschen auf diese Weise in die Irre führen, um sie vom richtigen Einsatz zur Veränderung des Regierungssystems in Pakistan fernzuhalten. Gleichzeitig können sie ungestört die Aufständischen im Stammesgebiet bekämpfen und die Menschen mit Protesten für eine nebensächliche Sache beschäftigen, nämlich die Wiedereinsetzung der Richter, als ob das Problem Pakistans in der Wiedereinsetzung der Richter läge und mit ihrer Wiedereinsetzung Gerechtigkeit erreicht und sämtliche Probleme des Landes gelöst wären. Dadurch lenken sie die Menschen von der richtigen Zielsetzung ab. Es ist auch zu beachten, dass der eigentliche Grund für den Aufruhr und die Proteste in der Gefügigkeit des pakistanischen Regimes gegenüber den Amerikanern liegt. Diese bekämpfen all jene, die der amerikanischen Politik Widerstand leisten und die Rückkehr der Herrschaft des Islam fordern. Sie bekämpfen sie mittels ihrer Brüder in der pakistanischen Armee, die den Amerikanern zur Seite steht. Auch sind die Proteste auf die Ungerechtigkeit zurückzuführen, die die Menschen durch die Implementierung eines nichtislamischen Systems getroffen hat.

c) Und so forderte Nawaz Sharif die Regierungsentscheidungen heraus und setzte sich furchtlos über sie hinweg, weil er sich darauf stützen konnte, dass die USA der Regierung kein grünes Licht für seine Festnahme geben würden. Hätte die Regierung die Erlaubnis zu seiner Festnahme, hätte sie es unverzüglich getan. Denn sein Verhalten bot genug Rechtfertigung für eine Festnahme. So beschuldigte ihn der pakistanische Innenminister Rahman Malik, dass er die Menschen zum Ungehorsam anstifte. In einer Pressekonferenz erklärte der Minister: „Die Menschen zum Ungehorsam anzustiften bedeutet Anstiftung zum Aufruhr. Dafür steht eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.“ Er fügte hinzu: „Die Regierung hat nicht die Absicht, ihn festzunehmen. Sie hat aber genügend Gründe dafür, insbesondere wenn es während der Protestmärsche zur Gewalteskalation kommt.“ (BBC, am 10. 3. 2009)

d) Seitdem die Spannungen eskalierten, beobachten die USA die Entwicklungen mit großer Sorgfalt und legen sogar ihre Richtlinien fest. So bestätigte die amerikanische Außenministerin am 13. 3. 2009, dass die amerikanischen Regierungsverantwortlichen mit der pakistanischen Führung in Kontakt stünden, um einen Ausweg aus der Sackgasse des angestauten politischen Zorns zu finden. (Al-Jazeera, 14. 3. 2009) Dies weist darauf hin, dass die USA die Krise beobachten und darauf hinarbeiten, sie in direkter Weise zu kontrollieren.

So zitierte die Internetseite http://www.america.gov den Sprecher des amerikanischen Außenministeriums mit den Worten: „Die vom pakistanischen Premierminister Gilani am 16. 3. 2009 bekanntgegebene Entscheidung über die Wiedereinsetzung des pakistanischen Höchstgerichtspräsidenten erfolgte nach mehreren Telefongesprächen der amerikanischen Außenministerin Hillary Rodham Clinton mit der pakistanischen Führung während des Wochenendes vom 14. - 15. März 2009.“

Der Geschäftsträger des offiziellen Sprechers des amerikanischen Außenministeriums, Robert Wood, erklärte in einer von ihm am 16. 3. abgehaltenen Pressekonferenz: „Die Außenministerin wollte sichergehen, dass die pakistanischen Regierungsverantwortlichen unseren Standpunkt bezüglich der gegenwärtigen Situation begriffen haben und die Wichtigkeit erkennen, dass es zu keinen Gewaltaktionen kommt. Ebenso wurde die Notwendigkeit der Durchführung eines politischen Dialogs unterstrichen.“

e) Auf diese Weise ist es den USA gelungen, die Opposition zu kontrollieren. Dies zumindest für absehbare Zeit. Wir sagen „für absehbare Zeit“, weil Großbritannien - wie gesagt - ebenfalls seine Leute hat, und zwar sowohl in den Gefilden der pakistanischen Volkspartei als auch innerhalb anderer Oppositionskreise. Selbst in den Regierungsinstitutionen haben die Engländer ihre Verbindungen, wenn auch nicht in beeinflussendem Maße.
Demzufolge weicht Nawaz Sharifs Aktivität nicht von den amerikanischen Plänen ab, eine ihnen loyale Opposition zu schaffen. Dies ist auch der Grund, warum von allen Oppositionskräften gerade er ins Rampenlicht gestellt wurde, um ihn als deren Anführer hervorzuheben.

f) Die USA waren in ihrem Kalkül gegenüber Großbritannien erfolgreich. Sie kontrollieren nun sowohl die Regierung als auch die Opposition. Die grundlegende Fehlerquelle im amerikanischen Kalkül liegt jedoch im Vergessen oder Ignorieren der Tatsache, dass sich die Umma in Pakistan ganz woanders befindet als Herrscher- und Oppositionsfiguren. Den USA ist es zwar gelungen, diese Figuren an sich zu binden. Im Kalkül der Umma stellen diese aber weniger als Null dar. Wenn sich die Umma brüllend erhebt, werden weder diese Figuren noch ihre Herren sich ihr entgegenstellen können, egal, ob ihre Herren USA oder Großbritannien heißen. Und Allah setzt durch, was Er beschließt, doch die meisten Menschen wissen es nicht.

25. Rabi’u l-Awwal 1430 n. H.

   
21.03.2009
   



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